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Bad Dürkheim:
Einbürgerung von 111 Personen im Jahr 2018
Bekenntnis zu Deutschland
Beruf, Liebe, Flucht: Die Gründe, wes-
halb Menschen nach Deutschland
kommen, um hier zu leben, sind so
vielfältig wie die Personen selbst.
Manche kommen nur vorüberge-
hend, andere möchten bleiben.
Für einige ist der deutsche Pass
das Zeichen, dass sie endgültig
„angekommen“ sind in diesem
neuen Land. 111 Personen konn-
ten 2018 eingebürgert werden.
„Sie haben sich für uns, für Deutsch-
land, für den Landkreis Bad Dürkheim
entschieden. Sie sagen Ja zu uns, und
wir sagen Ja zu Ihnen“, begrüßte Land-
rat Hans-Ulrich Ihlenfeld bei einer der
vier festlichen Einbürgerungen, die
2018 im Ratssaal gefeiert wurden, die
neuen Staatsbürger. „Unsere Demo-
kratie hat sich in den letzten 70 Jah-
ren als sehr standhaft erwiesen. Wir
sind offen für Menschen aus anderen
Nationen. Deutschland ist ein starker
Staat und hat auch die Verpflichtung,
Menschen in Not aufzunehmen.“ Kreis-
beigeordneter Sven Hoffmann, der im
Wechsel mit Landrat Ihlenfeld im ver-
gangenen Jahr Einbürgerungsurkun-
den überreichte, verwies auf die un-
terschiedlichen Gründe, weshalb Men-
schen nach Deutschland kommen und
sagte: „Sie alle sind Gesichter Deutsch-
lands und unseres Landkreises. Die
deutsche Staatsbürgerschaft kommt
zu den vielen Facetten, die sie ausma-
chen, dazu. Gleichzeitig sollen sie das,
was sie mitbringen, nicht verstecken.“
Das Zusammenleben könne am besten
gelingen,
wenn wir uns
gegenseitig unsere Ge-
schichten erzählen. „Unsere Demo-
kratie braucht auch ihre Perspekti-
ve. Wir begegnen uns auf dem festen
Fundament unserer Verfassung. Wür-
de, Demokratie, Gleichberechtigung
und Rechtsstaatlichkeit stehen nie in
Frage.“
Der Landkreis Bad Dürkheim hat im
Jahr 2018 im Rahmen von festlichen
Einbürgerungsfeiern 111 neue Staats-
bürger begrüßen können. Sie kamen
aus 36 verschiedenen Nationen: Die
größte Gruppe (21 Personen) hatte vor-
her den türkischen Pass, gefolgt von
Menschen aus Polen (17) und Rumä-
nien (12). Sieben Personen aus
Griechenland
wurden eingebürgert
und jeweils sechs aus Italien
und Großbritannien. Fünf stammen
aus dem Kosovo, drei kamen aus Ös-
terreich. Jeweils zwei Leute lebten vor-
her in Tunesien, Brasilien, Sri Lanka,
Bulgarien, Serbien und Thailand. Und
je eine Person aus diesen Ländern hat
seit 2018 den deutschen Pass: Afgha-
nistan, Algerien, Belgien, Bosnien, Bra-
silien, Chile, Frankreich, Indien, Irak,
Irland, Kasachstan, Kenia, Kongo, Li-
tauen, Pakistan, Russland, Taiwan, Uk-
raine, Ungarn, USA, Usbekistan, Viet-
nam.
Die Feiern fanden statt am 27. Febru-
ar, 4. Juni, 21. August und 30. Okto-
ber. Zur feierlichen Umrahmung spiel-
ten Schüler und Lehrer der Musikschu-
le Bad Dürkheim. Zum Abschluss wur-
de gemeinsam die Nationalhymne ge-
sungen.
Bilder in der Heftmitte
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SM
Zur Sache:
Einbürgerung von Briten
Mit dem Brexit entfällt für britische
Staatsangehörige die Möglichkeit, bei
Einbürgerung eine zweite Staatsbür-
gerschaft neben der deutschen zu
behalten. Wer sich also für eine Ein-
bürgerung in Deutschland interessiert,
sollte sich möglichst bald mit dem
Amt für Migration und Integration in
Verbindung setzen. Im Landkreis Bad
Dürkheim erfüllen momentan knapp
80 Briten die Voraussetzungen und
werden angeschrieben. Die Bundesre-
gierung plant momentan ein Gesetz,
mit dem Großbritannien in einer
Übergangsphase weiterhin wie ein
Mitgliedsstaat behandelt würde. Dann
könnten bis 31. Dezember 2020 die
alten Regeln fortbestehen, also auch
die Möglichkeit, die zweite Staatsan-
gehörigkeit zu behalten. Briten, die
während des Übergangszeitraums
einen Antrag auf Einbürgerung stell-
ten, würden auch nach Ablauf der
Übergangsphase unter Hinnahme von
Mehrstaatigkeit eingebürgert, sofern
während des Übergangszeitraums
alle Voraussetzungen erfüllt waren
und zum Einbürgerungszeitpunkt
noch bestehen. Danach müssten sie
ein Entlassungsverfahren durchlaufen
und die britische Staatsbürgerschaft
aufgeben. Ob diese Regelung in Kraft
tritt, ist aktuell nicht absehbar. Seit
dem Referendum zum Brexit im Juni
2016 wurden 38 Briten im Landkreis
Bad Dürkheim eingebürgert.
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SM
INFO
Kontakt: Anja Wabner,
Tel.: 06322/961-3101,
anja.wabner@
kreis-bad-duerkheim.de;
.
de/
Deutschtest für Zuwanderer
Von November 2017 bis Juni
2018 gab es sieben „Deutschtest
für Zuwanderer“-Abschlussprü-
fungen bei der KVHS. Aus die-
sen sieben Kursen mit insgesamt
148 Teilnehmern haben 97 Teil-
nehmer das Niveau B1 und 48
Teilnehmer das Niveau A2 er-
reicht. Nur drei Teilnehmer la-
gen unter A2. Im Oktober konn-
te Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld
den stolzen Absolventen ihr Zer-
tifikat überreichen: „Sie sind uns
im Landkreis ausdrücklich will-
kommen. Gleichzeitig erleben
Sie selbst möglicherweise, so
wie wir alle, wegen der Zuwan-
derung Zweifel, Ängste und An-
feindungen in der Gesellschaft.
Das wollen wir nicht ignorieren
und Ihre guten Beispiele sind
das beste Argument, dass Integ-
ration funktioniert.“ Bei der Zer-
tifikatsübergabe waren auch die
Dozenten Eva Bardos, Anna
Breier, Nadja El-Masri, Jolanta
Hayes, Natalia Krämer, Schnei-
der-Suchantke Maria, Annette
Zisterer, Claas Peters und Hasan
Özdemir dabei. Ihlenfeld dankte
den Lehrern für ihr „Herzblut
und die große innere Bereit-
schaft, den Weg mit den Teil-
nehmern zu gehen“.
Fotos der Verleihung in der
Heftmitte
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SM
Mit Integrationskursen besser ankommen
Sprache – der Schlüssel zur Integra-
tion. Wer in einem fremden Land die
Sprache nicht spricht, hat kaum eine
Chance, „anzukommen“. Mit Integra-
tionskursen, bestehend aus einem
umfangreichen Deutschkurs und ei-
ner Einführung in Kultur und Gesell-
schaft, bieten die Volkshochschulen
seit 2005 deutschlandweit Hilfe an.
Die Anforderungen an die Kurse ha-
ben sich in den letzten Jahren stark ge-
wandelt. Waren es 2006 noch 65 Teil-
nehmer im gesamten Jahr, haben 2017
700 Menschen einen Integrationskurs
an der Kreisvolkshochschule (KVHS)
besucht – insbesondere Flüchtlinge,
die in den vergangenen Jahren nach
Deutschland gekommen sind, wollen
und sollen die Sprache lernen. Im Jahr
2018 waren es bis Oktober sogar be-
reits 863 Teilnehmer. Zwar kommen
zur Zeit weniger Asylsuchende im Land-
kreis an als noch vor drei Jahren, doch
immer mehr haben jetzt das Recht ei-
nen Kurs zu besuchen, weil sie eine
gute Chance haben, in Deutschland zu
bleiben. Die Kreisvolkshochschule hat
reagiert und ihr Angebot ausgebaut: In
der Mannheimer Straße in Bad Dürk-
heim ist eine Außenstelle entstanden,
die sich als „Sprachzentrum“ haupt-
sächlich auf Integrationskurse konzen-
triert. 53 Module liefen bereits dieses
Jahr – 2015 waren es im Vergleich nur
23. Der Integrationskurs besteht aus
einem Deutschkurs mit 600 Unterrichts-
einheiten à 45 Minuten in sechs Mo-
dulen: Dieser schließt mit der Prüfung
„Deutschtest für Zuwanderer“ ab. Da-
rauf folgt der „Orientierungskurs“ mit
60 Unterrichtseinheiten: Deutschlands
Geschichte, Politik in der Demokratie,
Gesellschaft und Kultur stehen auf dem
Programm. Dieser schließt mit dem
Test „Leben in Deutschland“ ab. Bei-
des zusammen ergibt das große Zer-
tifikat Integrationskurs – das beispiels-
weise auch zur Einbürgerung benötigt
wird. Insgesamt ein Jahr bleibt die
Gruppe zusammen.
Annette Zisterer unterrichtet seit vie-
len Jahren. Sie merkt während eines
Kurses, wie sich ihre Schüler verän-
dern: „Erst sind sie sehr ruhig und tei-
len sich noch gar nicht mit. Das liegt
nicht nur an den fehlenden Sprach-
kenntnissen. Sie müssen auch erst Ver-
trauen in den Lehrer und die Gruppe
fassen“. So viele Kulturen und Länder
prallen in einem Kurs aufeinander. „Es
dauert, bis sie sich ausdrücken können
und sich so weit vertrauen, dass sie et-
was von sich preisgeben wollen. Das
wird besser, je mehr sie ihren Alltag
in Deutschland bewältigen können,
eine Wohnung suchen, mit Behörden
und Ärzten zu tun haben“.
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SM
Nähere Informationen, wer einen In-
tegrationskurs besuchen darf oder
muss, gibt es beim Amt für Migrati-
on und Integration.
Gehören zur Integration dazu: Sprachkenntnisse und Weltoffenheit.
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