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Hilft gerne anderen Men-
schen: Solange Buch.
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Glücklich mit seiner
Arbeit im Krankenhaus:
Sanharib Kifarkis.
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Unterschiedlich und doch vereint: Menschen auf dem Weg
in eine neue Gesellschaft.
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Solange Buch und
Sanharib Kifarkis
Nicht nur für Jugendliche, sondern
auch für diejenigen, die als Erwach-
sene nach Deutschland kommen, tun
sich oftmals Hindernisse auf.
Die 39-jährige Solange Buch etwa lebt
seit mehr als sieben Jahren in Deutsch-
land. In ihrem Heimatland Ruanda
heiratete sie einen deutschen Mann,
der mit ihr und ihrem Sohn ein Jahr
später nach Grünstadt zog. „Am An-
fang hatte ich Schwierigkeiten, weil
das Wetter hier kälter ist, aber inzwi-
schen geht es mir da-
mit besser. Die Natur
ist eben so“, erzählt
Buch. Trotzdem ge-
fällt ihr die Umge-
bung. Ihre Nachbarn
seien nett und sie sei
von An fang an
freundlich von den
Leuten behandelt
worden.
Doch die Ehe mit ih-
rem Mann hielt nicht
– nach zwei Jahren in Deutschland
trennten sie sich voneinander. Da-
durch bekam Solange Buch Probleme
mit ihren Papieren. „Meine Aufent-
haltsgenehmigung wurde abgelehnt,
weil ich noch keine drei Jahre mit mei-
nem Mann in Deutschland war. Ich
fühlte mich hilflos“, berichtet sie. Am
Ende habe sie die Genehmigung glück-
licherweise doch bekommen. „Aber
es hat lange gedauert, und ich muss-
te dafür kämpfen.“
Inzwischen gehe es ihr gut. Sie lebt
mit ihrem 18-jährigen Sohn zusam-
men, der das Gymnasium besucht und
erfolgreicher Gewichtheber ist. Das
Leben in Deutschland sei zwar teurer
als in Ruanda, aber Solange Buch ge-
fällt, „dass die Leute hier weniger neu-
gierig und weniger neidisch sind. Kor-
ruption ist in Ruanda ein Problem;
das gibt es hier nicht.“ In Deutschland
fühle sie sich sicher. Dass man sich in
Notfällen an Behörden wenden kön-
ne, finde sie ebenfalls gut. „Auch Po-
lizei und Notarzt sind sofort da.“
In ihrem Heimatland hat Buch als So-
zialpädagogin in Schulen und in ei-
ner Organisation gegen Genozid ge-
arbeitet. In Deutschland habe sie sich
ihr Diplom und ihre Papiere erst an-
erkennen lassen müssen, erzählt sie.
Im Dezember 2012 hat sie schließlich
angefangen, in einem Kindergarten
als Erzieherin zu arbeiten. „Ich bin
dort sehr zufrieden, habe nette Kol-
leginnen, fühle mich wohl und habe
Spaß“, berichtet Solange Buch.
In ihrer Freizeit ist sie ehrenamtlich
bei der Leininger Initiative gegen Aus-
länderfeindlichkeit sowie im Migrati-
onsbeirat des Kreises Bad Dürkheim
tätig. „Ich finde es schön, Leuten et-
was geben zu können, das ihnen hilft
und Hoffnung macht“, sagt sie.
Für die Zukunft wünscht sich Buch,
bald eine eigene Wohnung für sich
und ihren Sohn kaufen zu können.
„Aber ich denke, ich bin
auf einem guten Weg.“
Auch Sanharib Kifarkis
kam mit seiner Familie
nach Deutschland: Er
musste vor dem Krieg in
Syrien fliehen. Mit seiner
Frau und seinen beiden
Söhnen machte er sich
vor fünf Jahren zunächst
auf den Weg in den Li-
banon. Von dort aus ge-
langte der 51-Jährige
nach Deutschland und lebt seitdem
in Grünstadt. „Ich habe als Gesund-
heitserzieher gearbei-
tet, aber durch den
Krieg ging alles kaputt.
Auf einmal gab es kei-
ne Schule, keine Arbeit
mehr“, berichtet Kifar-
kis.
Nach ihrer Ankunft in
Deutschland brachte Ki-
farkis‘ Frau die gemein-
same Tochter zur Welt.
„Sie hat Syrien gar nicht
mehr kennengelernt und
bezeichnet sich als Deut-
sche, wenn man sie fragt“,
erzählt er. Für ihn selbst
sei das Leben hier neu und
die Kultur anders, aber es
gehe ihm gut.
Über einen Pflegekurs, den
er in Ludwigshafen absol-
viert hatte, wurde es ihm
möglich, ein Praktikum im
Grünstadter Krankenhaus
zu beginnen. „Danach hat
man mir eine Stelle angebo-
ten. Jetzt arbeite ich dort als
Versorgungsassistent im OP“,
erzählt er. Zu seinen Aufga-
ben gehöre das Ein- und Aus-
Ich finde es
schön, Leuten etwas
geben zu können, das
ihnen hilft.
schleusen von Patienten sowie das
Annehmen und Auffüllen der Medi-
kamente und Utensilien, die im OP
benötigt werden.
„Mir gefällt meine Arbeit im Kranken-
haus sehr und ich bin glücklich“, sagt
Kifarkis zufrieden. Er sei Deutschland
dankbar, denn hier sei ihm viel er-
möglicht worden, meint er weiter. „Ich
wurde finanziell unterstützt, das wäre
in meiner Heimat nicht so.“ Was ihm
nicht gefalle, seien Leute, die alle Aus-
länder in eine Schublade
stecken. „Es gibt überall
gute und schlechte Men-
schen. Die Nationalität ist
dabei egal.“ Flüchtlinge
sollten nicht als grundsätz-
lich schlecht angesehen
werden, ist er überzeugt.
Was sich Kifarkis dringend
wünscht, ist eine unbe-
fristete Aufenthaltserlaub-
nis. Dafür müsse er aber
noch zwei Jahre warten.
„Das gibt mir ein Gefühl
der Unsicherheit.“ Auch
einen neuen Pass brau-
che er, um mit seiner Familie in den
Urlaub fahren zu können. Die deut-
sche Sprache bereitet Sanharib Kifar-
kis noch Probleme. „Deutsch ist
schwierig, und ich kann nicht so gut
mit meinen Freunden erzählen, wie
ich gerne möchte.“
Doch am wichtigsten ist ihm die Zu-
kunft seiner Kinder: „Ich wünsche
mir, dass sie immer gut in der Schu-
le sind und viele Praktika machen
können.“